Sportstätten als Teil der Stadtentwicklung
Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen und Prozesse in der Kommune anzuschieben, ist die Basis für jede erfolgreiche Sportstättenentwicklungsplanung. Quartiersbezüge herstellen, Fördermittelmanagement und Innovationen bei der Ausgestaltung der baulichen Projekte sind Erfolgsfaktoren für die Umsetzung.
Dr. Sven Fries, Stadtberatung Dr. Sven Fries
Planung von Sportstätten
Am Anfang steht eine Vision und eine fundierte Auseinandersetzung mit der baulichen Struktur, der sozialräumlichen Einbettung und den Funktionen innerhalb der Gemeinde/ Stadt. Des Weiteren gilt es, auf Basis dieser Ergebnisse eine gemeinsame Haltung und erste Ideen für eine zukünftige Sportentwicklungsplanung zu erarbeiten. Hierbei ist es besonders wichtig, planerische, soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte übereinander zu legen.
Dabei gilt es immer zu beachten, dass die Gemeinde oder die Stadt die Planungshoheit hat und die Veränderungsprozesse in gesamtstädtische Strategien/Konzepte einzubetten sind, wie beispielsweise Stadt-/Ortsentwicklungskonzepte, Sportentwicklungskonzepte, Klimaschutzkonzepte, Wärmeplanung oder Sozialstrukturanalysen. Bei allen Überlegungen und Planungs- und Entwicklungsschritten gilt es, politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zu informieren, einzubinden und das Level der Unterstützungsbereitschaft ausfindig zu machen.
Fördermittel und Finanzierung
Am Anfang eines jeden Prozesses steht NICHT die Frage der Fördermittel, sondern ein Strategiepapier mit Zielen und Maßnahmen, die möglichst konkret beschrieben werden sollten. Darüber muss auch ein Grundkonsens unter den Projektpartnern herbeigeführt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass diese Zielentwicklung möglichst transparent und öffentlichkeitswirksam geschieht. Erst wenn diese Rahmenbedingungen geklärt sind, sollte man unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten prüfen und im Idealfall miteinander kombinieren.
Dabei ist man natürlich von der Verfügbarkeit der Mittel abhängig und von der „gesamtgesellschaftlichen Großwetterlage“ (für welche gesellschaftlichen Themen welche Fördermittel zur Verfügung stehen, Barrierefreiheit, Klimaschutz, Sportkindergarten, Sanierung kommunaler Infrastruktur, weitere Sportfördermittel etc.).
Generell ist die Chance einer Bezuschussung durch die öffentliche Hand dann gegeben, wenn in einem hohen Maße nicht nur Vereinsmitglieder partizipieren, sondern ein deutlicher Mehrwert für das Gemeinwohl entsteht, beispielsweise indem auf dem Sportgelände auch ein öffentlicher Bürgerpark eingerichtet wird. In Zeiten der Flächenknappheit und Flächenkonkurrenz gehören eindimensionale Nutzungen der Vergangenheit an und werden durch große Städtebauförder- oder Quartiersentwicklungsprogramme nicht mehr gefördert.
Innovative und experimentelle Projekte haben Vorrang vor verstaubten Konzepten der Vergangenheit. Inwieweit Fördermittel kombiniert werden können, lässt sich am Beispiel des Sportparks Weil in Esslingen nachvollziehen (es-sportpark.de).
Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung und Anpassung an den Klimawandel
Neben einer gemeinwohlorientierten Ausrichtung der Infrastruktur ist auch in einem hohen Maße das Thema „Grüne Stadt“ bei der Planung von Sportstätten zu berücksichtigen. Zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels tragen klimabeständige und CO₂-neutrale Gebäude, eine klimaneutrale Energieversorgung und die Nutzung erneuerbarer Ressourcen bei. Dabei können auch hochwertige grüne und blaue Infrastrukturen Extremwetterereignisse abmildern und für ein gutes Mikroklima sorgen.
Integration in die Quartiersentwicklung und Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft
Ein Blick in das Quartier und in das Umfeld ist bei der Planung/Weiterentwicklung von Sportstätten ein aus meiner Sicht bislang zu wenig beachteter Parameter. Es gilt zu prüfen: Welche Zielgruppen nutzen die Sportstätte aktuell und möglicherweise in der Zukunft? Wer wohnt in angrenzenden Quartieren? Welche Veränderungen finden dort in naher Zukunft statt (beispielsweise Nachverdichtung, Flüchtlingsunterkunft, Seniorenheim etc.)?
Und welche Anforderungen entstehen dadurch, die möglichweise mit einer guten Planung bedient werden könnten? Ergänzend können zivilgesellschaftliche Akteure, wie freie Träger der Wohlfahrtspflege, Quartiersnetzwerke oder Bürgerausschüsse frühzeitig in die Planung einbezogen werden. Gemeinsame Veranstaltungen helfen dabei, unterschiedliche Sichtweisen auszutauschen sowie Kompetenzen und Ressourcen zu aktivieren.
Langfristige Strategien
Als langfristige Strategie muss der Sport in der Kommune so platziert werden, dass vor allem auch die sozial-integrativen und gesundheitsfördernden Aspekte deutlich werden. Wenn nicht der Sport es schafft, für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sorgen, wer dann? Sport und Sportverwaltung müssen sich aber dahingehend öffnen, proaktiv auf andere Ämter zuzugehen, um die Interessen des Sports zum richtigen Zeitpunkt zu platzieren. Eine bereichs- und fachübergreifende Strategie kommunalen Handelns, bei der der Sport eine gewichtige Rolle einnehmen muss, ist Grundvoraussetzung für die Entwicklung einer Stadt bzw. einer Sportstätte.
Lektionen aus früheren Projekten
Es geht nur mit einem starken sozialen Auftrag und der Öffnung der Gelände. Es geht nur, wenn die Stadtspitze für das Projekt brennt und davon überzeugt ist. Es geht nur, wenn die Verwaltung pragmatisch und wertschätzend mit Vereinen umgeht und jeder Akteur seinen Beitrag zum Gesamterfolg des Projektes leistet. Es geht nur mit politischer Lobbyarbeit und guten, interdisziplinären Planungsbüros. Es geht nicht ohne engagierte Ehrenamtliche, die offen sind, neue Wege zu gehen und es schaffen, Mehrheiten zu organisieren.
Inklusion und Barrierefreiheit
Inklusion und Barrierefreiheit spielen im Kontext des Planungsprozesses eine wichtige Rolle. Frühzeitig ist auf Behindertenbeauftragte, freie Träger wie beispielsweise Lebenshilfe und Werkstätten zuzugehen und deren Fachkenntnisse abzufragen. Nur so kann sichergestellt werden, dass eine Planung im Sinne einer inklusiven Sportstättenplanung und Quartiersentwicklung stattfindet. Weitere Fördermöglichkeiten für den barrierefreien Umbau, beispielweise über Aktion Mensch, sind zu nutzen.
Je besser diese infrastrukturellen Rahmenbedingungen sind, desto einfacher ist es, gemeinsame Projekte für Menschen mit und ohne Handicap zu initiieren und mit einem „machbaren“ Aufwand umzusetzen. Entscheidend ist immer, dass über das gemeinsame Sporttreiben Verständnis für eine inklusive Gesellschaft und auch für deren Mehrwert deutlich werden. Hierzu gehört auch eine Ausbildung der Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie Sensibilisierungskampagnen.
Dr. Sven Fries
Stadtberatung Dr. Sven Fries
Zur Beratung: Wir, das Büro Stadtberatung Dr. Sven Fries, sind ein interdisziplinäres knapp 60-köpfiges Team mit der richtigen Mischung aus Fachkompetenz, Methodenkenntnis und Praxiserfahrung.