Drei aktuelle Herausforderungen im Sportstättenbau
2,2%
der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland sind sportbezogen*
Sport ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, die Sportbranche hat auch eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für unser Land. Sport ist wie Gesundheit oder Tourismus keine klassische Branche, sondern eine Querschnittsbranche. Mit einer Bruttowertschöpfung von über 65 Mrd. Euro gehört Sport aber zu den bedeutenden Branchen in Deutschland. Die Wirtschaftsleistung ist vergleichbar mit den Bereichen Verkehr und Finanzdienstleister.
Bau und Betrieb von Sportstätten wiederum ist ein Teilbereich des Sports. Sportstätten spielen dabei eine entscheidende Rolle: als Mittelpunkt sportlicher Aktivitäten. Sie sind mehr als nur Orte des Wettbewerbs. Sie sind Treffpunkte, an denen Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Status zusammenkommen, Gemeinschaft erleben und Freundschaften schließen können. Sie sind Orte an denen Schweiß und Tränen fließen, an denen Leben und Leidenschaft wie kaum sonst wo in der Gesellschaft gelebt werden.
Die großen Arenen und Stadien hierzulande sind oft in einem guten Zustand. Sie wurden in den vergangenen Jahren regelmäßigen Renovierungen und Modernisierungen unterzogen, um den Anforderungen von Vereinen, Fans, Medien und Sponsoren gerecht zu werden. Radikal anders – wenn auch regional unterschiedlich – sieht die Situation im Breitensport aus. Viele Sportplätze, Schwimmbäder und Turnhallen sind in die Jahre gekommen und benötigen dringend Sanierungen. Budgetkürzungen und fehlende finanzielle Mittel sind die Ursache. Bei der Vielzahl der – teils durch den Gesetzgeber vorgeschriebenen – Aufgaben ist das kein Wunder.
All das sind Feststellungen, die den Akteuren im Sport seit Jahren bekannt sind. Allein es wird nicht besser, indem der Status quo regelmäßig festgestellt und durch weitere Studien sowie Fachgipfel untermauert wird. Es braucht eine neue Dynamik und insbesondere mehr pragmatische Lösungen für die Schaffung und Sanierung von Sportstätten in Deutschland. Als Vertreter der Industrie sind wir durch Planung und Ausführung von Projekten stets im Austausch mit allen Ebenen – von Planern und Architekten über Bauherren bis hin zu den Nutzern.
Feststellen können wir hierbei auf allen Ebenen einen Gewissen Verdruss, teilweise Resignation. Auch dagegen wollen wir mit der Plattform SportZone ankämpfen. Wir werden Ihnen inspirierende Beispiele zeigen, bei denen es Kommunen und Vereinen gelungen ist trotz vieler Herausforderungen eine nachhaltige Transformation von Sport- und Bewegungsflächen umzusetzen.
Träges Deutschland
Anteil der Deutschen, die sich ausreichend bewegen – laut WHO gelten mindestens 150 Minuten moderate bzw. 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche als ausreichend. Basis: 2885 befragte Bundesbürger (ab 18 J.); 02.03. – 01.04.2018
Das erfordert Mut, Engagement und viel Geduld. Dafür sagen wir als Vertreter der Sportwirtschaft Danke. Aber es kann und darf nicht bei vereinzelten Leuchtturmprojekten bleiben. Es ist eine gemeinsame Anstrengung ALLER Branchenteilnehmer notwendig, um aufzuholen. Aufzuholen auf dem Weg zu modernen, nachhaltigen, innovativen und bedarfsgerechten Sportstätten.
Drei aktuelle Herausforderungen im Sportanlagenbau
11 Thesen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen
Der Projektbeirat beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) zum Forschungsprojekt "Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen“ rückt mit seiner Veröffentlichung eine zentrale Grundlage und Ressource des Sports in den Mittelpunkt politischer und fachlicher Diskussionen: die Sportanlagen.
THESE 1:
Das Spektrum an Sportanlagen wird sich – bei insgesamt weitgehend gleich bleibender Anzahl – verändern.
THESE 2:
Regelkonforme Sportanlagen bleiben bedeutsam – werden jedoch durch mehr regeloffene Sportanlagen ergänzt.
THESE 3:
Es sind Sportanlagen notwendig, die von einfacher bis zu anspruchsvoller Bauweise und sportfunktionaler Ausstattung sowie unterschiedlicher Aufenthaltsqualität für die Sporttreibenden reichen wie z. B. Kinder, Menschen mit Behinderung oder ältere Menschen.
THESE 4:
Zugangsbeschränkungen werden fortbestehen – gleichwohl wird von Sportinteressierten und Sportaktiven eine Öffnung des Zugangs zu Sportanlagen erwartet.
THESE 5:
Der Bedarf an dezentralen wohnungsnahen Sportanlagen im Quartier/Stadteil nimmt zu. In Städten und Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang kann nicht ausgeschlossen werden, dass große Sportanlagen nur noch an zentralen Standorten vorgehalten werden können.
THESE 6:
Im Sportanlagenbau werden kostenoptimierte Lösungen und Lebenszyklusbetrachtungen eine zunehmende Rolle spielen.
THESE 7:
Die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien bei Planung, Bau und Betrieb von Sportanlagen wird zunehmen, insbesondere mit dem Ziel der Senkung des Ressourcenverbrauchs und der Betriebskosten.
THESE 8:
Neue Planungsverfahren und -methoden müssen vermehrt zum Einsatz kommen.
THESE 9:
Neue Formen von Zusammenarbeit und Partnerschaft werden bei Sportanlagen entstehen.
THESE 10:
Die Weiterentwicklung von Sportanlagen bedingt eine breitere Vielfalt an Bauformen und Sportanlagentypen sowie eine höhere bauliche Anpassungsfähigkeit.
THESE 11:
Der deutliche Sanierungsstau bei den Sportstätten ist ein zentraler Engpass der Sportentwicklung. Länder und Kommunen müssen ihre Investitionen ausbauen und verstetigen. Der Bund muss die öffentliche Förderung von Sportstätten in seinen städtebaulichen Förderstrategien fest verankern und ausbauen.
Link zur Publikation: 11 Thesen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen
Disclaimer: Die Thesen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen werden von den nachfolgend aufgeführten Mitgliedern des vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft zum Forschungsvorhaben „Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen“ einberufenen Projektbeirates vertreten: Lüder Bach, Rudolf Behacker, Annemarie Erlenwein, Andreas Klages, Hartmuth Meyer-Buck, Niclas Stucke, Gottfried Tonhäuser.