Moderne Sportstätte fördern
Mit einem einzigartigen Förderprogramm unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen die Sportvereine und Sportverbände. Zur Behebung des massiven Modernisierungs- und Sanierungsstaus bei Sportstätten wurde das Förderprogramm Moderne Sportstätte 2022 mit insgesamt 300 Millionen Euro ausgestattet. Davon profitieren Sportvereine und -verbände in einem noch nie da gewesenen Ausmaß. Ein nachhaltiges Förderprogramm mit Vorbildcharakter für andere Bundesländer.
Eine Investition in die Zukunft der Sportvereine
Herr Berthold, Sie haben über viele Jahre das Programm Moderne Sportstätte des Landes Nordrhein-Westfalen begleitet. Können Sie den Lesern, die nicht aus Nordrhein- Westfalen kommen, kurz die Eckpunkte zu diesem Programm erläutern?
Mit dem Förderprogramm Moderne Sportstätte 2022 des Landes Nordrhein-Westfalen wird die Modernisierung der Vereinssportstätten insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit, barrierefreie Teilhabe, Verwirklichung der Geschlechtergerechtigkeit, digitale Modernisierung und Unfallvermeidung gefördert. Es wurden erstmals nur Sportvereine gefördert, die ihre Sportstätten im Eigentum, in Erbpacht sowie mit langfristigen Pacht- oder Mietverträgen betreiben.
Wie hoch war das Fördermittelvolumen und woher kamen die Gelder für das Förderprogramm?
Das Förderprogramm wurde mit einer Fördersumme von insgesamt 300 Millionen Euro in den Jahren 2019 bis 2022 ausgestattet. Die Gelder dafür wurden im Landeshaushalt Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt. Bisher wurden rund 4400 Förderentscheidungen getroffen.
Wie hoch ist/war die durchschnittliche Förderquote bei den eingereichten Projekten?
Das Förderprogramm sieht eine Mindestförderquote von 50 % und eine maximale Förderquote von 90 % vor. Im Durchschnitt wurde eine Förderquote von 67 % bewilligt.
Welche Projekte waren besonders vorbildlich und was sagen die geförderten Vereine?
Das ist bei der großen Anzahl und der enormen Bandbreite der geförderten Maßnahmen in den unterschiedlichen Sportarten schwer zu sagen. Insgesamt sind wir begeistert von der Umsetzungskraft der in der Regel ehrenamtlich geführten Sportvereine in einem sehr schwierigen Umfeld am Baumarkt. Und es hat Spaß gemacht zu sehen, dass sich alle mit dem Programm auseinandergesetzt haben und damit vorbildliche Projekte abgegeben haben.
Die Bandbreite der Projekte ging ja zum Beispiel von der energetischen Modernisierung der Heizung bis hin zum vollständigen Ersatzneubau des Vereinsheims. Ich glaube, dass alle Vereine, die von dem Programm partizipiert haben, die Möglichkeit „ihre“ Vereinsstätte modernisieren zu können, sehr positiv aufgenommen haben. Schließlich war das eine Investition in die Zukunft der Sportvereine.
Typischerweise stellen Fördermittel nur einen – wenn auch häufig den größten – Baustein zur Finanzierung von Sportstätten-Projekten dar. Welche weiteren Finanzierungsbausteine werden von den Vereinen herangezogen, um das Gesamtbudget aufzubauen?
Neben der Förderung aus dem Programm Moderne Sportstätte 2022 wird sehr häufig eine ergänzende Förderung durch die jeweilige Kommune genutzt. Des Weiteren hat sich das seit 2008 bestehende Bürgschaftsprogramm der Landesregierung für Sportvereine und Sportverbände als sehr sinnvolle Abrundung der Gesamtfinanzierung herausgestellt. Mit diesen zinsgünstigen Krediten sind die Sportvereine und Sportverbände in der Lage, einen weiterhin bestehenden Eigenanteil ggf. auch am Kreditmarkt zu finanzieren.
„ Wir haben einen alten Clubraum zu einem energetisch aufgewerteten und barrierearmen Multifunktion- Bewegungsraum umgebaut. Dieser Raum ist jetzt für den Sport nutzbar und zukunftsfähig - gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Energieverbrauch und zum Thema Inklusion. Außerdem haben wir durch den Bau von zwei Photovoltaik-Anlagen unseren Strombedarf für den gesamten Verein reduziert. Wir liegen derzeit bei ca. 60 % Eigenversorgung. Das hilft unglaublich, gerade bei den derzeitigen Energiepreisen.“
Marion Weißhoff-Günther
Geschäftsführerin
TV Ratingen 1865 e. V.
„ Die Fördermittel aus Moderne Sportstätte haben wir für den Bau einer Freilufthalle eingesetzt. Damit sind wir nun in der Lage unseren Mitgliedern und Sportlern der Region witterungsunabhängige Sportkapazitäten zu bieten.“
Adrian Hermanns
Vorstand
DJK FV Haaren 1912 e. V.
„ Teil der umfangreichen Baumaßnahmen auf einem alten Tennenplatz ist unter anderem die Errichtung eines Niedrigseilgarten. Diese Umsetzung erfolgt mit Mitteln aus dem Förderprogramm Moderne Sportstätte und hilft unserem Verein, den sich wandelnden Bedarfen zu begegnen und neue, zeitgemäße Sport- und Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen.“
Tobias Overkamp
Geschäftsführer
TuB Bocholt
Während der Laufzeit des Förderprogramms Moderne Sportstätte haben Sie viele Initiativen von Sportvereinen gesehen. Was hat Ihnen besonders gut gefallen, bzw. welche Empfehlungen geben Sie den Verantwortlichen für eine zeitgemäße Sportstätteninfrastruktur?
Insbesondere hat uns gefallen, dass sich die Sportvereine mittels der Fördermittel auf dem Weg gemacht haben, bestehende Defizite im Bereich der Barrierefreiheit und der energetischen Standards abzubauen. Aber auch neue Entwicklungen im Sport werden aufgegriffen. So konnten für eine zeitgemäße Sportstätteninfrastruktur mit den Fördermitteln zum Beispiel zahlreiche Padel-Tennisanlagen und Outdoor-Sportgelegenheiten geschaffen werden.
Die aktuelle Bundesregierung arbeitet derzeit am nationalen Entwicklungsplan Sport. Sind Sie in einer der fünf Arbeitsgruppen vertreten. Welche Erwartungen haben Sie an diesen Entwicklungsplan?
Für die Sportreferentenkonferenz der Länder arbeite ich in der Arbeitsgruppe 5 Zukunftsfähige Sport- und Bewegungsräume am Entwicklungsplan Sport mit. In diesem Zusammenhang habe ich die Erwartung, dass es uns in diesem Handlungsfeld gelingt, die bestehenden Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Kommunen so zu verzahnen und zu harmonisieren, dass die vorhandenen Fördermittel insgesamt deutlich effektiver und effizienter eingesetzt werden können.
Wie beurteilen Sie die Einstellung des Programmes Investitionspakt Sportstätten (IVS)?
Die Länder und die Kommunen haben die Einstellung des Investitionspakt Sportstätten des Bundes sehr bedauert, da die besondere Stärke dieses Förderprogramms im Zusammenwirken zwischen den Kommunen, den Ländern und dem Bund bestand. Hierdurch konnten Sportstätteninfrastrukturmaßnahmen im Rahmen von Prioritätensetzungen abgewogen und umgesetzt werden.
Welche Fehler sollte ein neues Förderprogramm unbedingt vermeiden, bzw. wie muss es gestaltet sein, damit eine schnelle und unbürokratische Bearbeitung möglich ist?
Ich denke, dass wir mit den Förderrichtlinie zum Programm Moderne Sportstätten 2022 im Hinblick auf das Vergaberecht, den vorzeitigen förderunschädlichen Maßnahmenbeginn und den vorzeitigen Mittelabruf Regelungen geschaffen haben, die eine schnelle und unbürokratische Umsetzung erlauben. Letztlich handelt es sich jedoch um eine Förderung der öffentlichen Hand, die aus Steuern der Bürgerinnen und Bürger gespeist ist und nicht um eine Schenkung.
Vor diesem Hintergrund ist der Wunsch einer unbürokratischen Umsetzung immer in Abwägung mit den berechtigten Interessen der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nach einer nachvollziehbaren Entscheidungsfindung und zweckentsprechenden Verwendung der Mittel zu betrachten.
Was ist Ihr persönlicher Lieblingssport, wofür schlägt Ihr Herz?
Mein Lebensmittelpunkt liegt seit mehr als 60 Jahren in Mönchengladbach und von daher erübrigt sich schon fast die Frage nach meinem Lieblingssport und meinem Lieblingsverein..
Detlef Berthold
Referat III 2 – Sportstätten
Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen